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'''<h1>Chronisch obstruktive Lungenerkrankung</h1>''' (COLD - ''chronic obstructive lung disease'' bzw. COPD - ''chronic obstructive pulmonary disease'') ist ein Sammelbegriff für Krankheiten, welche Auswirkungen in der Lunge haben und die Atemwege einengen (obstruieren). Dies führt dazu, dass der Patient einerseits nicht genügend Sauerstoff (O2) einatmen kann, auf der anderen Seite aber vor allem nicht genug Kohlendioxid (CO2) abatmen kann.
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*[[Lippenbremse]]: in dem der Patient gegen seine locker aufeinanderliegenden Lippen ausatmet, setzt er automatisch die Atemhilfsmuskulatur ein und bemüht sich um eine rasche, vollständige Ausatmung des CO2. Um so rascher kann wieder O2 eingeatmet werden
*Atemerleichternde Positionen: z.B. Kutscher- oder Reitsitz, Torwartstellung; wichtig ist dabei eine aufrechte Position und das Abstützen der Arme. Auf diese Weise wird die Atemhilfsmuskulatur eingesetzt und die [[Exspiration]] verbessert
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*Atemerleichternde Positionen: z.B. [[Kutschersitz|Kutscher- oder Reitsitz]], [[Torwartstellung]]; wichtig ist dabei eine aufrechte Position und das Abstützen der Arme. Auf diese Weise wird die Atemhilfsmuskulatur eingesetzt und die [[Exspiration]] verbessert
 
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===Patientenedukation===
 
===Patientenedukation===

Aktuelle Version vom 1. März 2015, 20:55 Uhr

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung

(COLD - chronic obstructive lung disease bzw. COPD - chronic obstructive pulmonary disease) ist ein Sammelbegriff für Krankheiten, welche Auswirkungen in der Lunge haben und die Atemwege einengen (obstruieren). Dies führt dazu, dass der Patient einerseits nicht genügend Sauerstoff (O2) einatmen kann, auf der anderen Seite aber vor allem nicht genug Kohlendioxid (CO2) abatmen kann.

Bezeichnung

Die Bezeichnung "COPD" ist etwas schwierig, weil von verschiedenen Krankheitsbildern (z.B. Bronchitis, Emphysem, Asthma) jeweils nur Untergruppen dazu gehören. Zusätzlich erschwert wird die Diagnosestellung "COPD" dadurch, dass sie in Literatur oft falsch oder ungenau verwendet wird. Die Ursachen für die COPD beziehen sich deshalb jeweils auf das dazugehörige Krankheitsbild. Die Symptome sind als Symptome bei eingeengten Atemwegen zu verstehen, welche die verschiedenen Krankheitsbilder gemeinsam haben.

Krankheitsbilder

Wie bereits im ersten Abschnitt erwähnt gehören Untergruppen von verschiedenen Krankheiten zu den COPD:

  • chronisch obstruktive Bronchitis (die akute Bronchitis gehört nicht dazu; die chronische Bronchitis erst, wenn sie fortgeschritten ist und die Luftwege einengt)
  • obstruktives Lungenemphysem (ist zum Teil auch Folge einer chronischen Bronchitis)
  • zystische Fibrose (betrifft den ganzen Körper, engt jedoch unter anderem auch die Atemwege ein)
  • Asthma_bronchiale (je nach Definition wird dieses Krankheitsbild eingeschlossen oder nicht)

Ursachen

Die Ursachen für eine COPD sind je nach zugrunde liegendem Krankheitsbild verschieden.

  • bei der zystischen Fibrose sind es in erster Linie Gendefekte
    • => der dicke Schleim erschwert das Atmen
  • Ursachen für die chronische Bronchitis sind folgende:
    • Rauchen
    • Umweltgifte (Umweltverschmutzung) und Belastungen bei der Arbeit (Staub in Bergwerken, etc.)
    • bakterielle Infektion
    • => bei der chronischen Bronchitis verkleben die Flimmerhärchen in der Trachea, was dazu führt, dass Schmutzpartikel und Speichel schlechter abgehustet werden und die Atmung verschlechtert wird
  • ein Lungenemphysem kann als eigenständige Erkrankung auftreten oder als Folge einer chronischen Bronchitis oder einer Asthma-Erkrankung
    • => beim Lungenemphysem verkleinert sich die Austauschfläche für O2 und CO2, so dass der Patient das CO2 nicht mehr genügend abatmen kann
  • Asthma bronchiale tritt als allergische Reaktion oder als Folge von Infekten, Stresssituationen, kalter Luft, etc. auf.
    • =>Dabei kommt es zu einer akuten Reaktion, bei welcher die Lungenwege obstruiert werden.

Symptome

Die Symptome beziehen sich auf die Auswirkungen der Obstruktion und sind deshalb allen Krankheitsbildern gemein:

  • Husten mit Sputum (Auswurf), vor allem morgens
  • Dyspnoe: anfangs bei Belastung, später auch in Ruhe
  • rezidivierende bronchiale Infekte
  • respiratorische Insuffizienz: zunehmende Verschlechterung der Blutgaswerte (O2 sinkt, CO2 steigt, da es nicht mehr abgeatmet werden kann!)
  • Atemgeräusche: Pfeifen (klingen "wie wenn eine rostige Tür quietscht")

Die oben genannten Symptome sind abhängig von der Lebensweise des Patienten und können sich durch folgende Faktoren zusätzlich verschlechtern:

  • Rauchen
  • berufsbedingte Noxen
  • Luftverschmutzung
  • hohe Ozonwerte (besonders im Sommer)
  • Autoabgase
  • rezidivierende Atemwegsinfekte
  • Allergien
  • genetische Disposition

Folgen/Komplikationen

Eine COPD kann folgende Auswirkungen haben:

  • Emphysembildung durch die chronische Bronchitis und umgekehrt
  • zunehmende Ateminsuffizienz
    • Partialinsuffizienz: CO2 ist noch normal, aber O2 zu niedrig
    • Globalinsuffizienz: CO2 erhöht (Hyperkapnie), O2 zu niedrig
  • Cor pulmonale
    • durch den erhöhten Druck beim Ausatmen und die ungenügende O2-Sättigung wird das rechte Herz mehr belastet, es kommt zu einer Lungen-bedingten Rechtsherzinsuffizienz
  • Pneumonie
  • Pneumothorax (wenn eine Emphysemblase platzt)
  • Polyglobulie (zu viele rote Blutkörperchen)
    • da die O2-Sättigung chronisch zu tief ist, werden mehr Erythrocyten gebildet, um mehr Sauerstoff aufnehmen zu können

Diagnostik

In der Diagnostik geht es vor allem darum, die Grunderkrankung des Patienten zu ermitteln, um ihn entsprechend therapieren zu können. Es werden folgende Methoden eingesetzt:

  • Diagnosestellung nach klinischem Bild
  • bakteriologische Untersuchung des Sputums
  • Lungenfunktionstest: es wird ermittelt, ob der Patient in der Lage ist, seine eingeatmete Luft genügend schnell wieder auszuatmen
  • Blutbild: erhöhte Leukozyten, Polyglobulie?
  • Röntgen Thorax: Emphysem sichtbar? Ödeme sichtbar?
  • Blutgasanalyse (BGA)

Therapie

Oberstes Therapieziel ist es, die Grunderkrankung in den Griff zu bekommen. Oftmals (gerade beim Lungenemphysem) sind die bereits angerichteten Schäden jedoch irreversibel, so dass es vor allem darum geht, die Lebensqualität des Patienten zu erhöhen und eine weitere Verschlechterung des Zustands zu vermeiden. Wichtige Massnahmen sind:

  • Bekämpfung vorhandener Infekte => ev. Antibiotika
  • physikalische Atemtherapie zur Verbesserung von Atem- und Hustentechnik (oft durch Physiotherapeuten)
  • körperliche Betätigung, z.B. in "Lungengruppen"
  • angepasste Ernährung: je nach Patiententyp Kalorienreduktion bei Adipositas, bzw. genügende Kalorienzufuhr bei pulmonaler Kachexie
  • Sekretolytika (sollen das Sekret verflüssigen und lösen)
  • Sauerstoffgabe bei akuter Atemnot (Achtung: nur gering dosieren und den Patienten regelmässig überwachen, da COPD-Patienten veränderte O2-Rezeptoren haben und es deshalb zu Atemlähmungen kommen kann!!!)
  • Anti-obstruktive Dauertherapie in vier Stufen:
    • 1.Stufe
      • kurzwirksame Betamimetika bei Bedarf (z.B. Sultanol®)
    • 2.Stufe
      • Inhalative Steroide, niedrig dosiert (z.B. Pulmicort®)
      • Prophylaxe: Mastzellenstabilisatoren (z.B. DCNG®, Nedocromil®)
    • 3.Stufe
      • Inhalative Steroide, mittlere Dosis
      • langwirksame Betamimetika, inhalativ (z.B. Oxis®)
    • 4.Stufe
      • Inhalative Steroide, hochdosiert
      • Systemische Steroide
      • Theophylline (z.B. Euphyllin®)
  • bei grossen Emphysemblasen: operative Entfernung

Pflege

Bei COPD-Erkrankten gibt es ein breites Spektrum an Anforderungen an die Pflege. Im Vordergrund stehen:

  • Unterstützen beim (Ab-)Husten
  • Unterstützung beim Atmen und Atemnot
  • Förderung des Gesundheitsbewusstseins, bzw. der Selbsthilfekompetenz


Husten & Abhusten

Für die Lunge des Patienten ist es sehr wichtig, Sekret abzuhusten. Antitussiva (hustenstillende Mittel) sind deshalb höchstens zur Nacht angezeigt, damit der Patient besser schlafen kann. Tagsüber kommen Expektorantien, welche sekretolytisch (sekretlösend) wirken, zur Anwendung, um dem Patienten das Abhusten von Sekret zu erleichtern. Unproduktiver Husten muss vermieden werden, weil er die Bronchien mürbe macht, die Luftnot fördert, die Schleimhäute reizt und den Bronchospasmus fördert. In der Unterstützung beim Husten gibt es für die Pflegenden folgende Möglichkeiten:

  • Eintreibungen mit atemstimulierenden Salben und ätherischen Ölen
    • => fördern die Reinigungsleistung der Bronchialschleimhaut durch Stimulation der Zilien
    • => fördern die Atemtiefe => Prophylaxe für Atelektase und Pneumonien
  • Heisse Getränke
    • z.B. Tee, Säfte
    • lösen den Schleim und dämpfen den Hustenreiz
    • z.T. auch spezielle Effekte auf Grund der Teesorte, wie z.B. Thymiantee
  • Warme Inhalation
    • z.B. mit Kamille oder ätherischen Ölen
    • wirkt schleimlösend
  • medizinische Inhalation
    • z.B. mit Sympathomimetika (z.B. Ventolin®) und Parasympatholytika (z.B. Atrovent®)
    • bewirken eine Bronchodilatation (Weitstellung der Bronchien)
    • öffnen so die Atemwege und ermöglichen besseres abhusten
  • Brustwickel
    • wirken durch die Wärme und die enthaltene Substanz (z.B. Senfmehl, Ingwer)
    • wirken durchblutungs- und stoffwechselfördernd
    • wirken dadurch hustenstillend und schleimlösend
  • Vibrationsmassagen
    • lösen den Schleim
    • fördern die Reinigugsfähigkeit der Bronchien
  • Anleitung zur effektiven Hustentechnik
    • geschieht in Zusammenarbeit mit der Physiotherapie
    • Hustenattaken sind zu vermeiden, zum Abhusten reichen wenige aber effektive Atemstösse aus
    • durch die Nase einatmen, dann räuspern oder kraftvoll abhusten
    • genug Taschentücher, Zellstoff bereitlegen für die Aufnahme des Sputums
    • gut erreichbarer Entsorgungsbehälter bereitstellen

Atmen und Atemnot

Akute Atemnot löst beim Patienten ein Gefühl des Erstickens und somit grosse Angst aus. Es ist deshalb wichtig, ihn in solchen Momenten zu unterstützen und ihm auch zu zeigen, welche Massnahmen er treffen kann, wenn er zu Hause einen Anfall von Atemnot hat. Zudem soll ihm das Atmen im Alltag und in Belastungssituationen erleichtert werden.

Atemerleichterung:

  • Lippenbremse: in dem der Patient gegen seine locker aufeinanderliegenden Lippen ausatmet, setzt er automatisch die Atemhilfsmuskulatur ein und bemüht sich um eine rasche, vollständige Ausatmung des CO2. Um so rascher kann wieder O2 eingeatmet werden
  • Atemerleichternde Positionen: z.B. Kutscher- oder Reitsitz, Torwartstellung; wichtig ist dabei eine aufrechte Position und das Abstützen der Arme. Auf diese Weise wird die Atemhilfsmuskulatur eingesetzt und die Exspiration verbessert
  • kalte Getränke und kalte Atemluft als Auslöser von Bronchospasmen verhindern

Massnahmen bei akuter Atemnot:

  • Pat nicht alleine lassen!
  • Ruhe und Sicherheit vermitteln
  • Atemunterstützende Lagerung/Atemerleichternde Positionen einnehmen
  • ggf. Sauerstoffgabe
  • beengende Kleidung lockern
  • verordnete Bedarfsmedikamente verabreichen
  • bei Verschlechterung des Zustandes Arzt informieren

=> siehe auch Massnahmen unter Atemnot

Patientenedukation

Die COPD ist eine chronische Krankheit, mit welcher der Patient den Rest seines Lebens verbringen wird. Es ist deshalb von grosser Wichtigkeit, dass der Patient lernt, mit seiner Krankheit umzugehen. Die Patientenedukation umfasst sechs Komponenten. Darunter sind jeweils Beispiele für die Anwendung der Komponente auf das Krankheitsbild der COPD angegeben.

  • Vermittlung und Förderung eines differenzierten Krankheits- und Therapiewissens
    • der Patient kennt seine zu Grunde liegende Erkrankung (chronische Bronchitis, Emphysem, etc.), weiss, wie die mit der COPD zusammenhängt
  • Aufbau einer angemessenen Einstellung zur Erkrankung und ihrer Bewältigung
    • der Patient akzeptiert seine Erkrankung, ist bereit, die notwendige Therapie zu befolgen, z.B. täglich mehrmals zu inhalieren
  • Sensibilisierung der Körperwahrnehmung und Befähigung zum Erkennen von Warnsignalen
    • der Patient erkennt körperliche Überforderung wie z.B. Dyspnoe, er weiss, dass er sich bei Verschlechterung seines Zustandes (z.B. Dyspnoe auch in Ruhe) melden muss
  • Vermittlung spezieller Fertigkeiten zur Selbstpflege
    • der Patient kennt effektive Hustentechniken
  • Verhaltensänderung hin zu einer gesundheitsförderlichen Lebensweise
    • der Patient kennt die Risikofaktoren, welche seine Symptome verschlechtern und verzichtet beispielsweise auf das Rauchen
  • Vermittlung von Kompetenzen zur Nutzung von Gesundheitsdienstleistungen
    • der Patient kennt die Lungenliga oder besucht eine Lungengruppe

Auch wenn der Patient bereits seit einigen Jahren mit einer COPD lebt, sollte bei einem Spitaleintritt trotzdem ein umfangreiches Gespräch über den Umgang mit seiner Erkrankung stattfinden. Besonders dann, wenn der Patient sich nicht an die verordnete Therapie hält oder er Fragen hat.

Quellen

  • Thieme's Pflege
  • Maletzki, Stegmayer: Klinikleitfaden Pflege
  • Vorlesungen

Weblinks

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