Eiserne Lunge

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Eine Eiserne Lunge war das erste klinische Gerät, das eine maschinelle Beatmung eines Menschen ermöglichte. Um 1920 entwickelte der US-amerikanische Ingenieur Philip Drinker sie zur Beatmung lungenkranker Patienten. Dabei liegt der Körper des Patienten bis zum Hals komplett im Inneren eines Hohlzylinders. Der Kopf bleibt außen. Das Gerät schließt am Hals luftdicht ab und erzeugt einen Unterdruck. Dadurch drückt der Umgebungsdruck Außenluft durch den Mund des Patienten in die Lungen. Entsprechend geschieht die Ausatmung durch den Aufbau eines Überdruckes in der Kammer.

El1.jpg Bilder Privat Copyright das Lungennetzwerk

Historische Anwendung Eiserne Lungen kamen in der Vergangenheit bei Polio-Erkrankten zur Anwendung. Polio ist eine Viruserkrankung, bei der es zu einer Lähmung der Muskeln einschließlich des Zwerchfells kommen kann. Viele Polio-Patienten benötigten die Eisernen Lungen nur in der Akutphase der Erkrankung bis zum Wiedereinsetzen der Muskelfunktion. Einige Patienten benutzten sie nur über Nacht, andere kontinuierlich.

Drinker testete seine Erfindung zunächst im Selbstversuch, bevor es zum ersten Einsatz einer Eisernen Lunge am 12. Oktober 1928 am Children's Hospital in Boston kam. Ein an Polio erkranktes achtjähriges Mädchen, das bereits ins Koma gefallen war, konnte innerhalb weniger Minuten wiederbelebt werden. Erst nachdem das Gerät zum Patent angemeldet war, wurde es am 14. September 1929 der Öffentlichkeit vorgestellt.Eine Eiserne Lunge kann heute noch im Carl-Ludwig-Institut für Physiologie an der Universität Leipzig und dem Medizinisch Historischem Museum Zürich sowie im Universitätsklinikum Gießen und Marburg im Neubau der Chirurgie am Standort Gießen und im Universitätsklinikum Münster betrachtet werden. Weitere befinden sich im Deutschen Medizinhistorischen Museum in Ingolstadt, im Museum der Universität Tübingen, im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden, im Stadtmuseum Gütersloh, in der Medizin- und Pharmaziehistorischen Sammlung der Universität Kiel sowie im Berliner Medizinhistorischen Museum.

Die Geräte wurden noch bis ca. 1970 hergestellt. Ab 2004 wurde jedoch keine Wartung mehr angeboten, obwohl noch etwa ein Dutzend Menschen durch eine Eiserne Lunge am Leben erhalten wurden.

Im Jahre 2008 starb eine 61-jährige Patientin nach 58-jähriger Behandlung, weil der Strom ausfiel und das Notstromaggregat versagte. Am 30. Oktober 2009 starb die Australierin June Middleton im Alter von 83 Jahren, wie das Thornbury-Pflegeheim in Melbourne mitteilte. Middleton kam bereits 2006 in das Guinness-Buch der Rekorde – als Patientin, die länger als alle anderen in einer Eisernen Lunge gelebt hatte.


Technischer Fortschritt

Die Eiserne Lunge ist mit Einführung der endotrachealen Intubation beinahe vollständig aus dem Gebrauch der modernen Medizin verschwunden. Heute werden Patienten mit Lähmungen der Atemmuskulatur mit Beatmungsgeräten beatmet. Dabei wird die Luft durch Überdruck in die Lungen gebracht. Ein kurzzeitiger Ersatz der Lungenfunktion ist durch den Einsatz eines Oxygenators, wie er auch an Herz-Lungen-Maschinen zum Einsatz kommt, zu erreichen.

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Neuerdings kommen vereinzelt auch so genannte Atemschrittmacher zum Einsatz, die analog zu Herzschrittmachersystemen über zwerchfellnahe Elektroden die meist durch hohe Querschnittlähmung inaktiven Phrenikusnerven stimulieren und somit das Zwerchfell wieder zur Kontraktion bringen. Ein relativ pflegeaufwändiges Tracheostoma ist damit nicht mehr erforderlich; allerdings müssen dann die Atemschrittmacher gewartet werden.

Eine moderne Fortentwicklung der mit der Eisernen Lunge begonnenen Unterdruckbeatmung stellt die Kürass-Ventilation dar.

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Quelle: Wikipedia.