Atmung: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 10. Februar 2015, 07:11 Uhr
Ständiges Atmen ist für den Erhalt des Lebens eine notwendige Voraussetzung. Deshalb wird es von einigen Pflegetheoretikern zu den Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL) gezählt, (auch wenn es meistens unbewußt abläuft). Bewusstsein für das Atmen entsteht erst, wenn wir unser Bewusstsein auf die Atmung lenken oder Probleme damit eingetreten sind.
Inhaltsverzeichnis
Physiologie der Atmung
Äussere Atmung (Lungenatmung)
Die mit Sauerstoff angereicherte Luft gelangt von Mund/Nase in die Luftröhre. Von der Luftröhre geht die Luft weiter in die Bronchien. Die Bronchien verzweigen sich weiter in Bronchialäste (=Bifurkation). Von den Bronchialästen gelangt die Luft in die Alveolen (= Lungenbläschen). Dort findet der Gasaustausch statt (Sauerstoff geht durch die Alveolenwände ins Blut, CO2 wird abgegeben und abgeatmet).Die äussere Atmung ist Vorrauszetzung für die innere Atmung.
Innere Atmung (Zellatmung)
Damit ist der Stoffwechsel in den Zellen unter Beteiligung des im Blut herantransportierten Sauerstoffs gemeint.Nährstoffe werden in der Zelle verbrannt zur Gewinnung von Energie (ATP)dabei wird Sauerstoff verbraucht.(aerober Stoffwechsel)
Folgen von Sauerstoffmangel
Ringt ein Mensch nach Luft treten alle anderen Bedürfnisse in den Hintergrund. Gewebeanoxie (totales Fehlen von Sauerstoff) führt je nach Dauer entweder zu behebbaren Störungen oder zu irreversiblen Schäden. Sauerstoffmangel ist eine für den Patienten sehr bedrohliche Situation, er fühlt sich eingeengt, hat starke Angstgefühle. Die Pflegeperson muss in dieser Situation beruhigend wirken.
Pflegerische Interventionen bei Patient mit Atemnot
- Fenster öffnen (psychologisch über die Frischluftzufuhr wirksam. Sonst keine Bedeutung)
- möglichst atemunterstützend lagern, hinsetzen
- beengende Kleidungsstücke öffnen
- so rasch wie möglich Hilfe holen lassen/rufen (eine Pflegeperson bleibt immer beim Patienten, damit sich dieser nicht allein gelassen fühlt)
Beobachtungskriterien bei der Atmung:
Die gesunde Atmung (Eupnoe) erfolgt gleichmäßig tief, regelmäßig, geräuscharm und geruchslos. Die Beobachtungskriterien sind: - Atemfrequenz - Atemintensität - Atemgeruch - Atemrhythmus - Atemgeräusche - Atemqualität - Atemtyp
ATEMFREQUENZ:
Atemzüge pro Minute, ein Atemzug ist einmal Ein- und Ausatmen (= Inspiration/Exspiration).
Der Normwert (Ruheatmung) liegt bei Erwachsenen bei 14 - 20 Atemzüge pro Minute.
Bei Kleinkindern: 25 - 30 Atemzüge/min.
Bei Neugeborenen: 40 - 45 Atemzügemin.
Zählen der Atemzüge: Sobald sich der Mensch seiner Atmung bewusst wird, beeinflusst er sie. Deshalb muss die Atmung für den Patienten unbemerkt beobachtet werden (beim Erwachsenen z.B. nach Pulskontrolle für eine Minute das Handgelenk des Patienten halten und dabei die Atemzüge zählen. Beim Säugling Hand unter den Thorax unterhalb des Schwertfortsatzes legen und die Atemfrequenz durch Tasten fühlen).
Abweichungen von der Atemfrequenz:
- Tachypnoe: = zu schnelle Atmung (Atemfrequenz 25 - 30). Physiologisch bei Anstrengung, Nervosität und Angst. Pathologisch bei Herz- und Lungenerkrankungen, Fieber und starkem Blutverlust.
- Bradypnoe: = verlangsamte Atmung (Atemfrequenz 10 -12). Physiologisch im Schlaf. Pathologisch bei Gehirnerkankungen (SHT), Vergiftungen, Stoffwechselstörungen und bei Unterkühlung.
- Apnoe: = Atemstillstand. Bei Atempausen über 23 sek. Unbehandelt führt dies in 3 - 5 Minuten zu irreversiblen Schäden bis zum Hirntod.
ATEMINTENSITÄT:
Beim gesunden Menschen hängt der Bedarf an Sauerstoff vom CO² Gehalt des Blutes ab. Abweichungen der Atemintensität: -Hyperventilation: = gesteigerte Atemtätigkeit über den tatsächlichen Sauerstoffbedarf (zuviel Sauerstoff, zu wenig Kohlendioxid; Patient spürt ein starkes Kribbeln am ganzen Körper). Ursachen: Anstrengung, Schädigung des ZNS, Sauerstoffmangel. -Hypoventilation: =verminderte Atemtätigkeit mit unzureichender Belüftung der Lungen(Pneumoniegefahr) und vermindertem Sauerstoff- und erhöhtem Kohlendioxidgehalt im Blut. Ursachen sind z.B. reduzierter AZ, Minderbelüftung der Lunge und bei Schonatmung hervorgerufen durch Schmerzen.
ATEMGERUCH:
die Atemluft ist normalerweise geruchslos. Ein unangenehmer Geruch der Atemluft (=Foetor)ist ein Krankheitszeichen. Dieser muss allerdings vom physiologischen Mundgeruch unterschieden werden. Patologisch: - obstartig (bei Diabetes) - erdig (nach Stuhl riechend; bei Lebererkankungen) - urinös (bei Nierenerkrankungen) - sauer (bei Übersäuerung des Magens) - übelriechend (bei Obstipation Pflegerische Maßnahmen: Stülen mit lauwarmen Tee (Kamille, Salbei, Pfefferminz).
ATEMRYTHMUS:
= die regelmäßige Abfolge etwa gleich tiefer Atemzüge. Spielt sich in einem Verhältnis von 1:2 ab (d.h. Ausatmung dauert doppelt so lang wie die Einatmung). Pathologische Atemmuster: - Kussmaul - Atmung: große, tiefe und beschleunigte Atemzüge ohne Pausen nach der Expiration (z.B. beim diabetischen Koma). - Biot'sche Atmung: regelmäßig tiefe Atemzüge mit Pausen (z.B. bei Meningitis, Schädel-Hirn-Trauma). - Cheyne - Stokes - Atmung: kleine, flache Atemzüge werden immmer tiefer und flachen dann wieder ab, bis eine längere Atempause eintritt (z.B. bei Vergiftungen). - Schnappatmung: einzelne, schnappende Atemzüge. Lange Pausen dazwischen. Cheyne - Stokes - Atmung geht oft in Schnappatmung über (meist kurz vor dem Tod). - Hechelnde Atmung: extrem oberflächliche un beschleunigte Atmung (bei Frühgeborenen, Neugeborenen mit Pneumonie)
ATEMGERÄUSCHE (Auskultation)
Die normale Atmung ist geräuscharm. Daher sind Atemgeräusche immer pathologisch. - Stridor: = ein langes, ziehendes, pfeifendes Atemgeräusch. Wenn inspiratorisch, dann besteht eine Atembehinderung oberhalb der Bifurkation (im Kehlkopf oder Luftröhrenbereich; Pseudokrupp). Wenn expiratorisch, dann bsteht eine Atembehinderung unterhalb der Bifurkation (in den Bronchien oder der Lunge; Asthma bronchiale). - brodeln: Hinweis auf nicht abgehustetes Bronchialsekret - röcheln: Hinweis auf Atemnot - keuchen: Hinweis auf generelle Schwäche - rasseln: Man spricht von trockenen oder feuchten Rasselgeräuschen (nur auskultatorisch hörbar, mit Stethoskop). - giemen: klingt ähnlich einer knarrenden Tür (ebenfalls nur auskultatorisch hörbar). - Husten: = ein natürlicher, angeborener Schutzreflex. Kann trocken, produktiv (kling voll; rollt und brodelt durch Produktion von Bronchialsekret), hüsteln oder stakkatoartig (hart und scharf mit abruptem Beginn und lang anhaltend) sein.
ATEMQUALITÄT:
- Dyspnoe: = jede Art von erschwerter Atmung. Je nach Ausprägung: ängstlicher Gesichtsausdruck, ausgeprägte Unruhe, eventuell Apathie, Benützung der Atemhilfsmuskulatur. - Nasenflügelatmung: = Erweiterung der oberen Luftwege durch Aufblähen der Nasenflügel. - Einziehungen: Dazu kommt es bei Atembehinderung bei der Einatmung. Durch Unterdruck im Thorax wird Haut und Gewebe in die flexiblen Abschnitte eingezogen. Es gibt juguläre, klavikuläre, intercostale, sternale und epigastrische Einziehungen.
ATEMTYP:
- Bauchatmung: bis zum 2/3 Lebensjahr reine Bauchatmung. Eine Brustatmung wäre in diesem Alter immer pathologisch. Bauchatmung ist effektiver. - Brustatmung: = thorakale Atmung. Die meisten Erwachsenen verfügen über eine Brustatmung. Bei Sportlern vermehrt. Und bei Menschen mit Haltungsschäden.
Pflegerische Hilfeleistungen
Stehen immer im Zusammenhang mit den pflegerischen Zielen.
MASSNAHMEN ZUR BESSEREN BELÜFTUNG DER LUNGE:
- Mobilität erhalten und fördern: wenn Patient bettlägrig Bewegungsübungen im Bett durchführen (z.B. Arme über den Kopf führt zu einer Belüftung der Lungenspitzen) - Lagewechsel: wenn Patient nicht selbst fähig ist sich zu bewegen muss die Lagerung durch das Pflegepersonal durchgeführt werden. Lagewechsel fördert zusätzlich auch noch den Stoffwechsel und die Durchblutung. - Atemunterstützende Lagerungen: VATI - Lagerungen, Dehnlagerungen, Kutschersitz --> gut bei Patienten mit Atemnot - ASE: = atemstimulierende Einreibung. Kommt aus der basalen Stimulation und dient der Beruhigung und der Stimulierung der Atmung. Dazu Körperlotion verwenden und keine ätherischen Öle. - Atemübungen und Atemgymnastik: Kontaktatmung, tiefes Durchatmen, dosierte Lippenbremse, Atmen gegen Widerstand, Atemtrainer, Giebelrohr
MASSNAHMEN ZUR SEKRETLOCKERUNG UND - ENTLEERUNG:
- Inhalation: Gase oder Flüssigkeiten werden in die Atemwege eingebracht. Wasserdampfbad, Pari - Boy Inhalationen (zur Inhalation von Medikamenten), Ultraschallvernebler (durch Ultraschall wird H²O vernebelt). - Flüssigkeitszufuhr - Anwendung von ätherischen Ölen (sehr vorsichtig anzuwenden, nur wenn man sich über Wirkstoffe im klaren ist und vorher einen Hauttest gemacht hat --> viele Menschen reagieren allergisch. Ebenfalls vorsicht geboten ist bei Asthmatikern. - Zitronenbrustwickel: hat eine schleimlösende und krampflösende Wirkung. - Abklopfen und Vibrieren: dient der Sektretlösung. Abklopfen von unten nach oben (aussparen der Wirbelsäule und Nieren)entweder mit der hohlen Hand, mit der Kleinfingerkante oder mit lockerer Faust (am effektivsten wenn Pat. ausatmet). Vibrieren wird mit speziellem Gerät ausgeführt (= Vibrax). Ebenfalls wie beim Abklopfen von unten nach oben und in der Ausatemphase. - Abhusten von Sekret: sehr wichtig in der Pneumonieprophylaxe, da durch das nicht Abhusten von Sputum ein Sekretstau und somit Keime entstehen.
Mitwirken bei ärztlicher Therapie
Ärztliche Therapie bei Problemen mit der Atmung ist die Sauerstoff - Verabreichung. Kann über verschiedenste Systeme erfolgen: - über Nasensonde (Höchstmenge 5l/min; Sauerstoffkonzentration 30 - 40%) - über Nasenbrille (40 - 50% Sauerstoffkonzentration; Höchstmenge 7 - 8l; CAVE: bei längerem Tragen können Druckstellen entstehen) - über Sauerstoffmaske (Höchstmenge 6 - 10l; bei Masken mit Reservoir wird eine Sauerstoffkonzentration von 100% erreicht; manche Patienten tolerieren allerdings Sauerstoffmaske nicht und haben dadurch ein noch beengteres Gefühl). - über Sauerstoffglocke (wird direkt über dem Kopf gelagert, hier wären 3 l zu wenig) Kontraindikationen: Patienten mit chronisch - obstruktiven Atemwegserkrankungen. Sauerstoffgabe führt hier zu einem CO² Anstieg und in weiterer Folge zu einer Atemlähmung. Pflegepersonal darf ohne Anweisung 3l Sauerstoff verabreichen, da auch Sauerstoff eigentlich einer ärztlichen Anordnung bedarf.
PFLEGE VON PATIENTEN BEI laufender Sauerstoffgabe
- Nasenpflege ist ganz wichtig - Sauerstoff muss angefeuchtet sein, da die Gefahr der Austrocknung der Schleimhäute besteht und somit Schleimhautläsionen auftreten können. - Mund- und Lippenpflege nicht vernachlässigen: ausreichend Flüssigkeit verabreichen, Mundhygiene um Entzündungen zu vermeiden, Lippen eincremen - achten auf Druckstellen hinter den Ohren bei Langzeittherapie mit Nasenbrille (eventuell Mullkompressen unterlegen).
ÜBERWACHUNG DES PATIENTEN WÄHREND SAUERSTOFFTHERAPIE:
- Vitalzeichenkontrolle - Hautbeobachtung (Zyanose, Druckstellen,...) - Nasen- und Mundschleimhaut Kontrolle (Feuchtigkeitszustand, Läsionen,....) - Sauerstoffdosierung, Sondenlage,...